Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die posttraumatische Belastungsstörung tritt als eine verzögerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis, eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes auf. Die erlebten Traumata können von längerer oder kürzerer Dauer sein, wie zum Beispiel schwere Unfälle, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen oder Kriegshandlungen, wobei die Betroffenen dabei Gefühle wie Angst und Schutzlosigkeit erleben und in Ermangelung ihrer subjektiven Bewältigungmöglichkeiten, Hilflosigkeit und Kontrollverlust empfinden.

Typisch für die PTBS sind die sogenannten Symptome des Wiedererlebens, die sich dem Betroffenen in Form von Erinnerung an das Trauma, Tagträumen oder Flashbacks, nachts in Angstträumen aufdrängen. Gewissermaßen das Gegenstück dazu sind die Vermeidungssymptome, die meistens parallel zu den Symptomen des Wiedererlebens auftreten, emotionale Stumpfheit, Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit der Umgebung und anderen Menschen gegenüber aktive Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wach rufen können.

Manchmal können wichtige Aspekte des dramatischen Erlebnisses nicht mehr vollständig erinnert werden. Häufig kommt ein Zustand vegetativer Überregtheit dazu, der sich in Form von Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhter Wachsamkeit oder ausgeprägte Schreckhaftigkeit manifestieren kann.

Symptome einer PTBS

Die Psyche und der Körper von PTBS-Erkrankten befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft. Unruhe, Nervösität, Schreckhaftigkeit, aber auch Reizbarkeit und plötzliche Aggressionen sind typische PTBS Symptome. Auch nachts grübeln die Betroffenen, schlafen stundenlang nicht ein und wachen mehrmals pro Nacht auf. 

Betroffene ziehen sich auch häufig von sozialen Kontakten zurück. Auch innerlich isolieren sich Betroffene, um das schlimme nicht noch einmal fühlen zu müssen. In einigen Fällen tritt bei Traumatisierten aber auch aggressives Verhalten auf.

Eine posttraumatische Belastungsstörung kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Wenn Anzeichen erkannt werden, sollte eine mögliche PTBS ärztlich abgeklärt werden.

Wie entsteht eine PTBS?

Die Störung entsteht als eine mögliche Folge auf ein traumatisches Ereignis. Solche Erlebnisse können nahezu jeden Menschen in tiefe Verzweiflung stürzen. Auch durch eine sekundäre Belastung, die durch traumatische Ereignisse verursacht wurde, die andere, zum Beispiel nahe Angehörige erlebt haben, können Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung hervorgerufen werden.

Über die Hälfte aller Menschen werden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit einem dramatischen Ereignis konfrontiert. Die Wahrscheinlichkeit, im Anschluss an ein traumatisches Erlebnis an einer PTBS zu erkranken, ist unter anderem abhängig von der Art des Traumas. Grundsätzlich ist das Risiko bei durch Menschen hervorgerufene Traumatisierungen besonders hoch.

Nach Vergewaltigung, anderen Gewaltverbrechen und Kriegstraumata erkranken bis zu einem Drittel der Betroffenen an einer PTBS. Naturkatastrophen, Brände, Chemie- oder Verkehrsunfälle und akute körperliche Erkrankungen können ebenfalls eine PTBS auslösen. Das relative Risiko liegt in solchen Fällen jedoch deutlich niedriger.

Über alle Traumaarten ermittelt erkranken etwa 10% aller von einem Trauma Betroffenen an einer PTBS. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine PTBS zu entwickeln, liegt weltweit bei etwa 8%.

was können Betroffene und Angehörige tun?

Die emotionale Unterstützung durch Familie, Partner oder Freunde spielt eine wichtige Rolle. Die Betroffenen suchen sich am besten Menschen, die sie emotional stützen und mit denen sie über das belastende Ereignis sprechen können. Wichtig ist, rechtzeitig Hilfe beim Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin in Anspruch zu nehmen. Zusätzlich kann es hilfreich sein, sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Angehörige sollten die PTBS ernst nehmen und gut zuhören, wenn der Betroffene das Bedürfnis hat, darüber zu reden, auch wenn sich diese Gespräche wiederholen. Hilfreich ist, auch die Person zu ermuntern, sich eine therapeutische Betreuung zu suchen oder bei der Suche nach einem Therapieplatz zu unterstützen.

die komplexe posttraumatische Belastungsstörung

Eine komplexe PTBS entwickelt sich meist aus Folge von schweren anhaltenden oder wiederholten Traumatisierungen. Im Unterschied zur einfachen PTBS treten hier vielfältige ausgeprägte Beeinträchtigungen im Bereich des Denkens, der Gefühle und der sozialen Beziehungen auf. 

Die Symptome einer komplexen PTBS sind:

Veränderung bei der Regulierung von Gefühlen: zum Beispiel Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern, Neigung zu selbstzerstörerischem Verhalten, ausgeprägtes Risikoverhalten

Veränderung bei Aufmerksamkeit und Bewusstsein: Verlust von Erinnerungen, Neigung zu Dissoziationen

Veränderung in den Beziehungen zu anderen: anhaltendes Misstrauen, Neigung, selbst wieder in die Opferrolle zu geraden oder Neigung, andere zum Opfer zu machen

Veränderung bei der Selbstwahrnehmung und beim Gefühl der eigenen Identität: geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Gefühle von anderen isoliert zu sein, Vernachlässigung der Selbstfürsorge

Somatisierungsstörungen (körperliche Symptome mit psychischen Ursachen): zum Beispiel chronische Schmerzen, Symptome im Bereich des Magen-Darm-Trakt, des Herzens oder der Sexualfunktion

Veränderung der Lebenseinstellung: Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Sinnverlust, Verlust positiver Überzeugungen und Einstellungen

Bücher zum Thema

Podcastfolgen zum Thema

Leben mit PTBS – Schatten der Vergangenheit von Aha! Zehn Minuten Alltags-Wissen

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) von Therapie und Praxis

Posttraumatische Belastungsstörung – Leben mit Flashbacks von Cute aber Psycho – der psychologische Podcast

Komplexe PTBS: Die unsichtbare Last des Traumas von Cute but Psycho – der psychologische Podcast

Posttraumatische Belastungsstörung von Jung und Freudlos